In Island gibt es drei grosse Nationalparks, die verschiedene Teile des Landes unter Schutz stellen. Der Älteste dieser Nationalparks ist der Thingvellir-Nationalpark.

Der Thingvellir Nationalpark wurde im Jahr 1928 gegründet, um die Überreste der Versammlungsstätte zu schützen und umfasst ein Gebiet von ca. 23.700 Hektar. Der Park im Südwesten des Landes zählt zu einer der meist besuchten Orte der ganzen Insel und wurde im Jahr 2004 sogar aufgrund seiner historischen Bedeutung zu einer UNESCO Weltkulturerbestätte erklärt. Denn þingvellir ist weltweit nicht nur einer der wenigen Orte an Land, an denen man sehen kann, wie sich zwei Kontinentalplatten voneinander entfernen, sondern er gehört auch zu einem der wichtigsten Orte in der Geschichte Islands. Der Name „ þingvellir“ bedeutet übersetzt Versammlungsfelder und ist auf die ursprüngliche Nutzung des Ortes zurückzuführen. 

Seit einigen Jahren gibt es bei Hakid neben der Aussichtsplattform ein Besucherzentrum, in dem sich Gäste über den Park und die Sehenswürdigkeiten informieren und kleine Souvenirs erwerben können. Das Besucherzentrum bietet ausserdem (gegen eine kleine Eintrittsgebühr) mit der interaktiven Ausstellung „Heart of Iceland“ bei einem 40-60-minütigen Rundgang die Möglichkeit, mehr über die Geschichte und Natur des Nationalparks zu erfahren. Neben dem Besucherzentrum gibt es auch ein Servicezentrum, wo Besucher allgemeine Informationen über den Park, Karten für die Wanderwege und Informationen über Sehenswürdigkeiten der Region und Zustand der Strassen bekommen können. Hier gibt es ausserdem eine kleine Cafeteria, in der es Kleinigkeiten zu Essen und Trinken gibt. 

Wer den Nationalpark auf eigene Faust erkunden möchte, kann dies problemlos auf zahlreichen Wanderwegen oder auf dem Rücken eines Islandpferdes tun. Der See Thingvallavatn bietet ausserdem viele Stellen, an denen mit einer Lizenz geangelt werden darf.

Tipp: Im Sommer organisieren die Ranger des Nationalparks täglich zwei kostenlose Touren durch den Park. Die erste startet um 10:00 Uhr an der Thingvallakirkja (der Kirche) und die zweite um 14:00 Uhr am Besucherzentrum. Die Führungen sind auf Englisch und dauern jeweils circa eine Stunde.

Kirche in Thingvellir Thingvellir im WinterThingvellirThingvellir
Lage & Anfahrt

Der Park liegt ca. 45 Minuten von Reykjavik entfernt im Südwesten des Landes und ist eine Station am Golden Circle. Mit dem Auto erreicht man das Besucherzentrum am besten über die Ringstrasse (Strasse 1) und die Strasse 36. Der Park befindet ich am oberen Ende des Thingvellir Sees. 

Es gibt mehrere kostenpflichtige Parkplätze im Thingvellir Park:

  • P1 Hakid: Am Besucherzentrum neben dem Aussichtspunkt am oberen Ende der Almannagjá-Schlucht
  • P2 Fossplan: Zwei Parkplätze in der Nähe vom Öxaráfoss und dem Versammlungsfeld
  • P3 Valhöll: auf der südlichen Seite des Versammlungsfeldes

Historische Bedeutung

Im Jahr 930 n. Chr. wurde im Nationalpark die erste allgemeine Versammlung, das Althing, abgehalten, nachdem ein Gesandter der Klans in Island nach Norwegen reiste, um dort die Gesetze und Bräuche zu erlernen und diese als Model für die neue Gesellschaft zu übernehmen. Das Althing ist damit eine der ältesten parlamentarischen Versammlungen der Welt.

Nach der Gründung tagte das Althing jährlich auf einer Felsformation namens „Law Rock“, um Streitigkeiten beiseitezulegen, Gesetze zu erlassen und Kriminelle vor Gericht zu stellen. Diese Sitzungen fanden bis 1798 statt, als Island Teil der norwegischen Monarchie wurde. 

Im Laufe der Jahrhunderte fanden im Thingvellir-Nationalpark einige wichtige politische Entscheidungen statt:

  • Im Jahr 1000 wurde dort die Entscheidung getroffen, zum Christentum zu konvertieren und den Glauben an die nordischen Götter und das Heidentum aufzugeben
  • zwischen 1271 und 1273 wurde dort in mehreren Sitzungen das Gesetzeswerk des norwegischen Königs Magnus VI. angenommen
  • Im Jahr 1944 wurde dort die Souveränität Islands wiederhergestellt, nachdem 1918 bereits ein Unionsvertrag mit Dänemark unterzeichnet wurde

Geologische Bedeutung

Während der letzten Eiszeit war das ganze Land von einer mehr als 1000 Meter dicken Eisschicht bedeckt. Unter dieser Eisschicht herrschte aber an vielen Orten eine starke vulkanische Aktivität, die dazu führte, dass durch Vulkanausbrüche an einigen Stellen das Gletschereis schmolz und Hohlräume unter dem Eis oder Durchbrüche bildeten. In den Hohlräumen bildeten sich durch die Lava Palagonitberge und lange Palagonitrücken.

Als die Temperatur vor 18.000 Jahren anstieg, begann der Gletscher zu schmelzen und gab vor ca. 12.000 Jahren den ersten Hinweis auf den See Thingvallavatn preis. Als sich der Gletscher nach Norden zurückzog sammelte sich das Schmelzwasser in einer Senke, bildete den See und die vorher vom Eis verborgenen Palagonitberge kamen zum Vorschein. 

Vor ca. 10.000 Jahren erreichte der Gletscher seinen heutigen Standpunkt und es begann ein Schildvulkanausbruch, durch den der Berg Skjaldbreiður und ein Schildvulkan südlich des Berges Hrafnabjörg entstanden sind. Als der Wasserspiegel im See anstieg, sank er gleichzeitig, da die Lava den Grossteil des Sees ausfüllte und den See auf diese Weise abflachte. 

Vor ca. 3000 Jahren bildete sich þjófahraun, indem sich nordöstlich von Hrafnabjörg eine 8 km lange eruptive Spalte öffnete. 
Die letzte Eruption in der Thingvellir-Senke fand vor 1000 Jahren statt und die daraus entstandene Eruptionsspalte liegt nordöstlich des Berges Hengill. Die Lava floss in den See Thingvallatn und es entstand der Aschekrater Sandey. Seit diesem Ausbruch ruht die vulkanische Aktivität am Thingvellir, es ist allerdings keine Frage, ob, sondern eher wann sie wieder einsetzt. 

Sehenswürdigkeiten rund um den Nationalpark

Silfra-Spalte ©Dive.isSilfra-Spalte:
Silfra ist eine versunkende Schlucht innerhalb des Thingvellir Nationalparks, die durch das Auseinanderdriften der nordamerikanischen und eurasischen Kontinentalplatte entstanden ist. Die Gesteinsspalte gehört zu den besten Orten weltweit für Taucher und Schnorchler. Das klare Gletscherwasser hat Temperaturen um den Gefrierpunkt und besticht mit einer Sichtweite von bis zu 100 Metern

Davíðsgja-Spalte:
Neben der Silfra-Spalte gibt es einen weiteren Ort im See Thingvallavatn, der ideal zum Tauchen ist: Die Davidsgja-Spalte. Die Spalte liegt im Nord-Osten des Sees und kann nur durch Schwimmen erreicht werden. Sie ist zwar nicht so bekannt wie die Silfra-Spalte, aber besonders bei einheimischen Tauchern sehr beliebt. Das Wasser ist normalerweise wärmer als in der Silfra-Spalte, allerdings ist die Sichtweite abhängiger vom Wetter. 

Alamannagjá – Die Allmänner-Schlucht:
Die Schlucht ist eine beeindruckende geologische Formation, die durch das Auseinanderdriften der nordamerikanischen und eurasischen tektonischen Platte entstanden ist. Am Rand der Schlucht gibt es eine Aussichtsplattform, von der aus man über eine Treppe zum Wanderweg durch die Schlucht gelangt. 

Lögberg:
Der Lögberg ist auch bekannt als der „Gesetzesfelsen“, denn dort wurden von 930 - 1262 die Gesetze des Commonwealth vom Gesetzessprecher verkündet. Neben der Verkündung der Gesetze konnte hier auch jeder Mensch vortreten und seine Meinung äussern, über Ereignisse berichten und Reden halten. Der genaue Ort des Lögberges kann bisher nicht genau bestätigt werden aber es gibt zwei Felsen, die als wahrscheinlich angesehen werden aufgrund von Dokumenten und Malereien. Der wahrscheinliche Felsen ist mit einer Fahne markiert, damit ihn Besucher finden können. 

Thingvallavatn-See:
Der See Thingvallavatn ist der grösste See Islands und liegt teilweise im Nationlpark. Er bietet eine beeindruckende Landschaft und die Möglichkeit, mit einem Boot über den See zu fahren und zu Angeln (mit Erlaubnis).

Wasserfall Öxaráfoss:
Der Oxarafoss befindet sich in der Allmannagjá – der Allmänner-Schlucht und entspringt aus dem Fluss Öxará. Man geht davon aus, dass der Wasserfall künstlich umgeleitet wurde, um das Wasser in die Nähe der Versammlungsstätte zu leiten. Am Fuss des Wasserfalls lässt sich wunderbar ein Picknick veranstalten und die malerische Umgebung zu bewundern. 

Thingvellir Kirche

Þingvallakirkja: 
Die jetzige Thingvallakirkja wurde im Jahr 1859 erbaut, der Legende nach gibt es aber bereits seit 1017 eine Kirche an demselben Fleck. Die Kirche ist normalerweise geschlossen ausser, wenn ein Mitarbeiter vor Ort ist. Dies ist normalerweise um 10:00 Uhr der Fall, wenn die kostenlose Führung der Park-Ranger an der Kirche beginnt.

 

Camping

Im National-Park laden die beiden Campingplätze bei Leirar und Vatnskot zum Bleiben ein. Im Sommer öffnen die zwei Plätze von Juni bis September und im Winter kann man auf dem Platz Leirar beim Servicezentrum campen. Die Toiletten und Waschräume sind das ganze Jahr über geöffnet aber die Duschen sind vom 1. Dezember bis 1. April geschlossen. Weitere Toiletten gibt es an der Silfa-Spalte. Im Sommer werden die Campingplätze von den Park-Rangern überwacht, teilweise auch über Nacht, um Ruhe und Ordnung zu garantieren. 

In der Nähe

Durch die Lage am Golden Circle gibt es in der Nähe des Thingvellir-Nationalparks ebenfalls eine Vielzahl anderer spektakulärer Sehenswürdigkeiten. Zu diesen gehören unter anderem der Wasserfall Gullfoss, der Geysir und das geothermale Gebiet, die Stadt Selfoss und der historische Ort Skálholt.

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