Die vielen Naturphänomene und Sehenswürdigkeiten Islands sind den Besuchern oft schon bekannt, aber viele Touristen haben keine Idee, was sie erwartet, wenn es um isländische Spezialitäten geht. Die Wurzeln der isländischen Küche liegen in Skandinavien, denn durch die Besiedelung der Insel im 9. Jahrhundert wurden auch die typischen nordischen Traditionen und Bräuche in das Land eingeführt. Ein besonders wichtiger Punkt der damaligen Küche: Essen möglichst lange haltbar machen, da es keine Kühlschränke gab. Aus diesem Grund wurde in Island viel Fleisch getrocknet oder fermentiert. Auch frisches Gemüse und Obst war im frühen Island Mangelware: das Wetter zu kalt und die Erde zu hart. Eine Zutat gab es aber damals, wie heute zur Genüge: Fisch. Und da Island vom Meer umgeben ist, ist es nicht verwunderlich, dass Fisch und Meeresfrüchte ein grosser Bestandteil der isländischen Küche sind. Seit den Wikingern hat sich die kulinarische Vielfalt in Island ausgeweitet. Heutzutage gibt es in Island überwiegend die gleichen Produkte zu kaufen, wie bei uns. Doch in den meisten traditionellen Gerichten dreht sich trotzdem noch alles um Fisch, Lamm, Milchprodukte, Brot und Kartoffeln. Einige dieser isländischen Spezialitäten stellen wir in diesem Blog vor und verraten, welche Gerichte man bei einem Island-Besuch auf jeden Fall probieren sollte. 


Fisch-Gerichte

Harðfiskur – Trockenfisch
Die isländische Delikatesse ist bei den Einheimischen sehr beliebt. Egal, ob als richtige Mahlzeit oder als kleiner Snack zwischendurch, die Isländer lieben ihren Trockenfisch! Meist wird hierfür Kabeljau, Schellfisch oder Wolfsbarsch vier bis sechs Wochen zum Trocknen aufgehängt, bis der Fisch hart ist. Danach wird er mit einem Fleischklopfer zerstampft, um ihn aufzuweichen und geniessbar zu machen. Der Fisch kann dabei pur, aber auch mit Butter oder dunklem Brot gegessen werden. 
Unser Tipp: Trockenfisch ist eine tolle Protein-Quelle beim Wandern!

Plokkfiskur – Fischeintopf
Der traditionelle Fischeintopf Plokkfiskur wird bereits seit Generationen von den Isländern gekocht. Er ist sogar so beliebt, dass fast jede isländische Familie ihr eigenes Rezept für den herzhaften Eintopf hat. Die Hauptzutaten sind dabei sehr simpel: Fischfilets (meist vom Kabeljau oder Schellfisch), Kartoffeln, Zwiebeln und weisse Sosse. Normalerweise wird dazu das traditionelle Roggenbrot serviert. 

HakarlHákarl - Fermentierter Hai (Grönlandhai)
Dieses Gericht ist vor allem für seinen strengen Geschmack bekannt: fermentierter Grönlandhai. Um das Haifleisch haltbar zu machen, wird es mindestens anderthalb Monate fermentiert und dann getrocknet. Die Zubereitung besteht aus mehreren langwierigen Schritten. Zuerst wird der Hai ausgenommen und gesäubert und dann mehrere Wochen (im Sommer 6 bis 7 Wochen, im Winter 2 bis 3 Monate) in durchlässigen Holzkisten abgelagert. Dann wird das Fleisch in eine offene Trockenhütte gehängt, wo es weitere zwei bis vier Monate trocknet. Das Fleisch des Grönlandhaies ist für den Menschen eigentlich giftig und erst der lange Fermentierungsprozess macht das Fleisch verzehrbar. Im Restaurant wird Hakarl meist zusammen mit einem Shot Brennivín, dem isländischen Nationalschnaps, serviert, damit man den Geschmack schnell runterspülen kann. Trotz des strengen Geschmackes gehört das Probieren dieser Spezialität zu einem Island-Besuch dazu. 

Isländischer Hummer
Langoustine – Isländischer Hummer

Der in der Regel an der Südküste Islands gefangene isländische Hummer wird in vielen Restaurants angeboten. Die Hummer ähneln eigentlich eher einer Languste, da sie kleiner als andere Hummer sind und man nur den Schwanz isst. Hummer sind auch in Island sehr teuer, aber trotzdem gibt es ihn in vielen verschiedenen Zubereitungsformen: gebraten, gebacken, gegrillt und sogar auf Pizza. In den meisten Supermärkten kann man ebenfalls gefrorene Hummerschwänze kaufen. 


Fleisch-Gerichte

Hangikjöt - geräuchertes Lammfleisch
Im Allgemeinen gilt das isländische Lammfleisch als vielleicht das beste Lamm der Welt. Wörtlich übersetzt bedeutet Hangikjöt „Hängefleisch“, da es früher lange im Küchenhaus gehangen hat. Traditionell wird es geräuchert, indem man es an den Dachsparren einer Räucherkammer hängt. Das geräucherte Lammfleisch gehört in vielen Familien zum traditionellen Festtags- oder Weihnachtsessen und ist bei Einheimischen wie Touristen gleichermassen beliebt. 

Fleischsuppe
Kjötsúpa – herzhafte Fleischsuppe

Die Fleischsuppe ist eins der isländischen Nationalgerichte und wird meist aus Schafs-, Lamm- oder Hammelfleisch zubereitet. Zusammen mit Wurzelgemüse und Kartoffeln wird das Fleisch in einer Brühe gekocht. Diese Delikatesse steht nicht nur in Restaurants auf der ganzen Insel, sondern auch an einigen Tankstellen auf der Speisekarte. Auch auf allen Arten von Festen wird die isländische Spezialität oft angeboten. 

 

Svið – Schafskopf
Bei Svið handelt es sich um gekochte Schafsköpfe, denn traditionell wurden alle Teile des Schafes nach der Schlachtung verwertet. Isländische Köche halbieren den Kopf, säubern die Aussenseite und entfernen das Fell, um ihn anschliessend für mindestens eine Stunde in heissem Wasser zu kochen. Traditionell wird der Kopf mit Rüben- oder Kartoffelpüree serviert. Der Geschmack des Fleisches lässt sich mit dem vom Hammel vergleichen. Das Gericht ist besonders bei älteren Isländern noch sehr beliebt und deshalb auch in vielen Supermärkten im Tiefkühlfach zu finden. Es ist ausserdem ein Bestandteil des traditionellen Essens zum Fest þorrablót

isländischer Hot Dog
Pylsa -Isländischer Hot Dog 

Die Pylsa sind bei den Einheimischen ungemein beliebt und die Restaurants und Stände, die Hot Dogs anbieten, sind fast immer (auch bei niedrigen Temperaturen und Regen) gut besucht. Der im Vergleich zu isländischen Lebensmittel sehr niedrige Preis macht die Pylsa zu einem beliebten Strassenessen. Anders als bei Hot Dogs in anderen Ländern wird die Wurst für isländische Pylsa meist aus Lammfleisch hergestellt. Serviert werden die Hot Dogs mit frittierten oder rohen Zwiebeln, Rotkohl und süssem Senf. 
 

Brot

Rúgbrauð - Dunkles Roggenbrot 
Das traditionelle Roggenbrot der Isländer wird in einem Topf gebacken oder in speziellen Holzfässern gedämpft, die in der Umgebung von thermalen Quellen im Boden vergraben werden. Durch das Dämpfen entsteht beim Brot keine Kruste und es bleibt der saftig. Der recht süsse Geschmack des Brotes passt hervorragend zu Butter, geräucherter Lachspastete, geräuchertem Lamm, eingelegtem Fisch oder Käse. Rugbraud findet man in fast allen Lebensmittelgeschäften in Island. 


Süsse Speisen

Isländisches Eis
Die Isländer sind auch bei niedrigen Temperaturen verrückt nach Eis. Viele Eisdielen haben das ganze Jahr über geöffnet, einige sogar nachts. Bei den angebotenen Geschmacksrichtungen gibt es keine Grenzen: Von traditionellen Sorten, wie Vanille, über typisch isländische Sorten wie Lakritz bis hin zu sehr speziellen Geschmacksrichtungen wie Rúgbrauðsís (Roggenbrot-Eiscreme, bestehend aus zerbröseltem Roggenbrot, Eiern, Zimt, Vanille und Milch) ist für jeden etwas dabei. Eine weitere beliebte Eisspeise in Island ist das Bragðarefur. Hierbei wird eine beliebige Eissorte mit ausgewählten Toppings bestehend aus frischen Früchten, Süssigkeiten und anderen Sossen gemischt. 

Kleinur
Das Siede Gebäck ist nicht nur in Island, sondern im ganzen skandinavischen Raum sehr weit verbreitet. Es kann aber, anders als in anderen nordischen Ländern, das ganze Jahr über in isländischen Bäckereien und Supermärkten gekauft werden. Kleinur ist ein knuspriger Donut, der vor dem Frittieren in eine bestimmte Form gedreht wird. Der Teig wird bei der Zubereitung mit Muskatnuss und Kardamom gewürzt, was den Donuts einen ganz besonderen Geschmack verleiht. Nach dem Backen wird das Gebäck mit einer leichten Zuckerschicht bestreut. Frisch gebacken und lauwarm schmecken Sie am besten. 

isländische Pfannkuchen
Pönnukökur

Diese isländischen Pfannkuchen werden üblicherweise zum Frühstück, zum Tee oder als Dessert serviert. Als Füllung gibt es in der Regel Rabarbarasulta (Rhabarbermarmelade) oder Schlagsahne. Die Pfannkuchen werden so dünn wie möglich in einer speziellen Pfanne gebacken, die von Generation zu Generation in der Familie weitergegeben wird. Ausserdem wird sie, ähnlich wie bei einer gusseisernen Pfanne, nicht abgewaschen. So wird bei jedem Gebrauch die Antihaftbeschichtung auf natürliche Weise versiegelt.

 

SkyrSkyr – isländischer Joghurt
Skyr ist ein traditionelles, auch über die Grenzen Islands hinaus bekanntes, Milchprodukt, das von der Konsistenz mit Quark zu vergleichen ist. Durch den hohen Protein- und niedrigen Fettgehalt ist Skyr ein beliebtes Frühstück und wird gerne mit frischem Obst oder Müsli kombiniert. In Island ist Skyr seit Jahrhunderten ein fester Bestandteil der Küche, aber auch in anderen Ländern breitet sich der Verzehr des Molkereiproduktes immer mehr aus. Mittlerweile bekommt in vielen europäischen Lebensmittelmärkten eine oder mehrere Sorten der isländischen Köstlichkeit. 
 

Isländische Getränke

Brennivín
Brennivín, zu Deutsch Branntwein, ist der wohl bekannteste isländischer Schnaps und wird oft zu traditionellen Speisen getrunken. Er wird aus fermentiertem Getreide hergestellt und mit einem Kümmel-Aroma versehen. 

Malt og Appelsín
Das offizielle Weihnachtsgetränk der Isländer ist ein etwas Skurrieles: Man mischt die isländische Orangenlimonade Appelsín mit Malzbier. 
 

Kontroverse Gerichte

Walfleisch 
Der Verzehr von Walfleisch ist in Island mittlerweile sehr umstritten. Zwar betreibt Island weiterhin den Fang von Zwergwalen, allerdings sind die Hauptkonsumenten von Walfleisch in Island mittlerweile Touristen. Das Fleisch der Wale hat in der isländischen Küche kaum noch eine Bedeutung.

Papageientaucher-Fleisch
Auch das Fleisch der süssen Vögel gilt in Island und den Färöer-Inseln als Delikatesse und Gegensatz zu anderen Nationen, ist die Jagd nach Papageientauchern auch weiterhin gestattet. In Restaurants wird das Fleisch normalerweise gegrillt oder geräuchert serviert.